Proportionalität in der DORA-Umsetzung: Wie Leasing- und Factoring-Unternehmen ihre Anforderungen effizient erfüllen können
Die DORA-Verordnung (Digital Operational Resilience Act) zielt darauf ab, die digitale Resilienz des europäischen Finanzsektors zu stärken. Während sie ursprünglich primär auf große Finanzinstitute wie Banken und Versicherer abzielte, hat Deutschland durch das Finanzmarktdigitalisierungsgesetz (FinmaDiG) Leasing- und Factoring-Unternehmen in den Anwendungsbereich integriert. Diese Unternehmen profitieren jedoch von spezifischen Erleichterungen, die es ihnen ermöglichen, die Anforderungen verhältnismäßig umzusetzen.
1. Proportionalität als Grundprinzip
Die DORA-Verordnung betont in Artikel 4 den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Dieser soll sicherstellen, dass kleinere und weniger komplexe Institute ihre Verpflichtungen in einem angemessenen Rahmen erfüllen können. Für Leasing- und Factoring-Unternehmen bedeutet dies:
- Erleichterte Anforderungen: Weniger strenge Vorgaben im Vergleich zu großen Finanzinstituten.
- Risikobasierte Anpassung: Maßnahmen müssen an die Größe, den Umfang und die Komplexität der Unternehmen angepasst werden.
2. Erleichterungen für Leasing- und Factoring-Unternehmen
Vereinfachter IKT-Risikomanagementrahmen (Artikel 16 DORA)
Leasing- und Factoring-Unternehmen müssen keinen umfassenden IKT-Risikomanagementrahmen implementieren, wie er in Artikeln 5–15 der DORA vorgesehen ist. Stattdessen gilt ein vereinfachter Rahmen:
- Grundlegende Mechanismen: Einfache Prozesse zur Identifikation, Bewertung und Steuerung von IKT-Risiken.
- Dokumentation und Monitoring: Verhältnismäßig reduzierte Anforderungen an die Dokumentation und Überwachung.
Ausnahme von TLPT-Tests (Artikel 26 und 27 DORA)
- Bedrohungsgeleitete Penetrationstests (Threat-Led Penetration Tests, TLPT) sind für diese Unternehmen nicht verpflichtend.
- Dadurch entfallen erhebliche technische und finanzielle Belastungen.
Längere Übergangsfristen
- Der vereinfachte IKT-Risikomanagementrahmen muss erst ab dem 1. Januar 2027 angewendet werden.
- Dies gibt Unternehmen Zeit, sich auf die Anforderungen vorzubereiten und interne Prozesse anzupassen.
3. Praktische Strategien zur Umsetzung
1. Priorisierung von Kernanforderungen
- Unternehmen sollten sich zunächst auf Meldepflichten und die Grundsätze des vereinfachten IKT-Risikomanagementrahmens konzentrieren.
- Ein Informationsregister zur Dokumentation von Vorfällen und Drittanbieterbeziehungen kann helfen, mehrere Anforderungen effizient abzudecken.
2. Nutzung externer Expertise
- Insbesondere kleinere Unternehmen können durch Zusammenarbeit mit spezialisierten Dienstleistern die Anforderungen schneller und kosteneffizienter erfüllen.
- Externe Beratung kann auch dabei helfen, die Meldepflichten gemäß Kapitel III DORA zu automatisieren.
3. Fokus auf Schulung und Awareness
- Die Einbindung der Mitarbeitenden ist essenziell, um Risiken frühzeitig zu erkennen und Prozesse effektiv umzusetzen.
- Schulungsprogramme zu IKT-Risiken und Meldeverfahren können dabei helfen, regulatorische Vorgaben in die tägliche Praxis zu integrieren.
4. Vorteile der proportionalen Umsetzung
Die verhältnismäßige Anwendung von DORA bietet Leasing- und Factoring-Unternehmen folgende Vorteile:
- Kostenersparnis: Durch den vereinfachten Rahmen und die TLPT-Ausnahme können erhebliche Kosten vermieden werden.
- Fokus auf das Wesentliche: Unternehmen können sich auf relevante Risiken und Meldepflichten konzentrieren, ohne mit unnötigen Anforderungen belastet zu werden.
- Zeitliche Flexibilität: Die Übergangsfristen ermöglichen eine schrittweise Implementierung, die intern besser koordiniert werden kann.
Fazit
Die DORA-Umsetzung bietet Leasing- und Factoring-Unternehmen dank des FinmaDiG die Möglichkeit, ihre Anforderungen proportional und kosteneffizient zu erfüllen. Mit einem vereinfachten IKT-Risikomanagementrahmen, klaren Prioritäten und einer strategischen Herangehensweise können auch kleinere Unternehmen die digitale Resilienz stärken und regulatorische Vorgaben erfüllen. Die lange Übergangsfrist bis 2027 bietet zusätzlichen Spielraum, um nachhaltige und effektive Lösungen zu entwickeln.
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Durch praxisorientierte Beispiele und Fallstudien erhältst du wertvolle Einblicke in die praktische Umsetzung der DORA-Anforderungen, einschließlich der Integration technischer Standards in dein Compliance-Framework und der Entwicklung effektiver Strategien für den Informationsaustausch und das Krisenmanagement.
IKT-Risikomanagement und Vorfallmanagement
IKT-Risikomanagement: Erfahre, wie du Anforderungen des IKT-Risikomanagements (Kapitel II, Artikel 5 bis 16) umsetzt, einschließlich des RTS (Art. 15 und 16 Abs. 3).
Vorfallmanagement: Lerne die Kriterien zur Klassifizierung und Berichterstattung von IKT-Vorfällen (Kapitel III, Artikel 17 bis 23) kennen, einschließlich der RTS (Art. 18 Abs. 3, 20.a).
Dein Nutzen:
- Praktische Tools für IKT-Risikomanagement.
- Effektive Klassifizierung und Meldung von IKT-Vorfällen.
Digitale Resilienz und Drittparteirisiko
Resilienztests: Durchführung von Resilienztests und Threat-led Penetration Testing (Kapitel IV, Artikel 24 bis 27).
Drittparteirisiken: Management von IKT-Drittanbietern (Kapitel V, Artikel 28 bis 30), einschließlich der RTS (Art. 28 Abs. 10, 30 Abs. 5).
Überwachungsrahmen: Überwachung kritischer IKT-Drittdienstleister (Kapitel V, Artikel 31 bis 44), einschließlich der Delegierten Verordnungen (Art. 31 Abs. 6, 43 Abs. 2).
Dein Nutzen:
- Resilienz der IT-Systeme.
- Management und Überwachung von Drittanbieterrisiken.
Business Continuity Management
Informationsaustausch und Krisenmanagement: Anforderungen und Durchführung von Cyberkrisen- und Notfallübungen (Kapitel VI, Artikel 44 und Kapitel VII, Artikel 49).
Technische Standards: Integration von RTS und ITS in das Compliance-Framework.
Dein Nutzen:
- Verzahnung des BCM mit den technischen Standards der DORA
- Einhaltung technischer Standards und Überwachung von Drittanbietern.
DORA-Compliance: Schlüsselbereiche und Umsetzung
IKT-Risikomanagement implementieren
Erfahre, wie du die Anforderungen des IKT-Risikomanagements nach DORA in deiner Organisation umsetzt. Lerne, wie du mithilfe der Regulatory Technical Standards (RTS) zum IKT-Risikomanagementrahmen (Art. 15) und des vereinfachten Rahmens (Art. 16 Abs. 3) eine robuste Sicherheitsstrategie entwickelst. Diese Strategien helfen dir, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und zu bewerten, um geeignete Maßnahmen zur Risikominimierung zu ergreifen.
IKT-Drittparteirisiken managen
Erfahre, wie du das Risiko von IKT-Drittanbietern managst. Nutze die RTS zur Nutzung von IKT-Dienstleistungen (Art. 28 Abs. 10), um eine sichere und verlässliche Drittanbieterbeziehung zu gewährleisten. Lerne, wie du durch effektives Risikomanagement die Beziehungen zu Drittanbietern kontrollierst und sicherstellst, dass alle Anforderungen an die IT-Sicherheit und Compliance eingehalten werden.
Technische Regulierungs- und Durchführungsstandards
Erhalte einen Überblick über die relevanten RTS und Implementing Technical Standards (ITS) zu IKT-Risikomanagement und Vorfällen. Erfahre, wie du diese technischen Standards in dein Compliance-Framework integrierst, um eine gesetzeskonforme und sichere Betriebsführung zu gewährleisten. Diese Standards unterstützen dich dabei, ein solides und gesetzeskonformes IT-Sicherheitsmanagement aufzubauen und aufrechtzuerhalten.
Dein Nutzen:
- Praktische Tools für IKT-Risikomanagement: Implementiere robuste Sicherheitsstrategien und erkenne potenzielle Risiken frühzeitig.
- Effektives Management von Drittparteirisiken: Sichere und verlässliche Beziehungen zu IKT-Drittanbietern durch Nutzung der RTS.
- Integration technischer Standards: Aufbau eines gesetzeskonformen Compliance-Frameworks für eine sichere Betriebsführung.
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FAQ – Was muss ich wissen?
Das Ziel unseres S+P Seminars zur Digital Operational Resilience Act (DORA) besteht darin, umfassende Schulungen zu den Anforderungen dieses Gesetzes anzubieten. Du wirst praxisorientierte Ansätze zur Umsetzung der Compliance-Anforderungen sowie zur Stärkung deiner IT-Sicherheitsstrategien erhalten. So wirst du in die Lage versetzt, die gesetzlichen Vorgaben effizient zu erfüllen und gleichzeitig die operative Resilienz deines Unternehmens zu verbessern.
Die Seminare decken IKT-Risikomanagement, Management von IKT-Drittparteirisiken und technische Regulierungs- und Durchführungsstandards ab. Du lernst, wie du diese Anforderungen effektiv in deiner Organisation umsetzt und integrierst.
Die Seminare sind ideal für Compliance-Officer, Risikomanager, IT-Sicherheitsbeauftragte und Führungskräfte im Finanzsektor. Sie richten sich an Fachleute, die ihre Kenntnisse in der digitalen operationellen Resilienz vertiefen möchten.
Die Anmeldung für unsere S+P Seminare erfolgt schnell und unkompliziert über unsere Website. Dort findest du alle notwendigen Informationen und kannst direkt deinen Platz reservieren.
Die S+P Tool Box enthält hilfreiche Ressourcen wie PDF-Vorträge, Compliance Update-Leitfäden und Fallstudien. Diese Werkzeuge unterstützen dich dabei, das Erlernte praktisch anzuwenden und deine Compliance-Strategien zu optimieren.
Aktuelles zu DORA-Compliance
Sicherstellung gesetzesforme Betriebsführung
DORA verlangt von Finanzinstituten die Einhaltung spezifischer Regulatory Technical Standards (RTS) und Implementing Technical Standards (ITS), die die Anforderungen an das IKT-Risikomanagement und die Berichterstattung über IKT-Vorfälle definieren.
DORA soll die digitale operationale Resilienz des gesamten europäischen Finanzsektors in diesen sechs wesentlichen Bereichen stärken:
- IKT-Risikomanagement (Kapitel II, Artikel 5 bis 16)
- Behandlung, Klassifizierung und Berichterstattung IKT-bezogener Vorfälle (Kapitel III, Artikel 17 bis 23)
- Testen der digitalen operationellen Resilienz einschließlich Threat-led Penetration Testing (TLPT) (Kapitel IV, Artikel 24 bis 27)
- Management des IKT-Drittparteirisikos (Kapitel V, Abschnitt I, Artikel 28 bis 30)
- Überwachungsrahmen für kritische IKT-Drittdienstleister (Kapitel V, Abschnitt II, Artikel 31 bis 44)
- Vereinbarungen über den Austausch von Informationen sowie Cyberkrisen- und Notfallübungen (Kapitel VI, Artikel 44 und Artikel Kapitel VII, Artikel 49)
EU-Kommission – erste delegierte Rechtsakte zu DORA
Die technischen Regulierungs- und Durchführungsstandards umfassen:
- RTS zum IKT-Risikomanagementrahmen (Art. 15) und zum vereinfachten IKT-Risikomanagementrahmen (Art. 16 Abs. 3)
- RTS zu Kriterien für die Klassifizierung von IKT-bezogenen Vorfällen (Art. 18 Abs. 3)
- RTS zur Leitlinie in Bezug auf die Nutzung von IKT-Dienstleistungen von kritischen oder wichtigen Funktionen (Art. 28 Abs. 10) und
-
ITS zur Erstellung einer Standardvorlage für das Informationsregister (Art. 28 Abs. 9).
Auch die delegierten Verordnungen zu den Gebühren des europäischen Überwachungsrahmenwerks für kritische IKT-Drittdienstleister (Art. 43 Abs. 2) sowie zu den Kriterien für die Auswahl von IKT-Drittdienstleistern, die unter das europäische Überwachungsrahmenwerk fallen werden (Art. 31 Abs. 6), hat die Kommission bereits angenommen.
Zweite Tranche der RTS- und ITS-Entwürfe
Vom 08.12.2023 bis zum 04.03.2024 fand die öffentliche Konsultation der der Europäischen Aufsichtsbehörden EBA, ESMA und EIOPA zu den nachfolgenden Entwürfen statt:
- Konsultation des RTS zu Threat Led Penetration Testing (Art. 26 Abs.11)
- Konsultation des RTS zur Spezifizierung von Elementen bei der Untervergabe von kritischen oder wichtigen Funktionen (Art. 30 Abs. 5)
- Konsultation des RTS zur Festlegung der Meldung schwerwiegender IKT-Vorfälle (Art. 20.a)
- Konsultation des ITS zur Festlegung der Einzelheiten der Berichterstattung über größere IKT-bezogene Vorfälle (Art. 20.b)
- Konsultation der GL für die Zusammenarbeit zwischen den ESA und dem CAs hinsichtlich der Struktur der Überwachung (Art. 32 Abs. 7)
- Konsultation des RTS zur Harmonisierung der Voraussetzungen für die Durchführung der Überwachungstätigkeiten (Art. 41)
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